Der UCI Volcano Gran Fondo auf La Palma war für mich, gerade wegen der besonderen Bindung zur Insel, eines meiner Saisonhighlights. Das Rennen verlief über 128km und 3050hm und startete direkt am Meer, in Los Cancajos an der Ostseite der Kanaren Insel. Rund 300 Teilnehmer aus 14 Nationen starteten am Gran Fondo, mit dabei das komplette Podium aus dem Jahr zuvor, aber auch einige neue Topfahrer und Teams, wie vom Team Bike Point Teneriffa und die Jungs vom Team Loroparque, die extra für das Rennen auch aus Teneriffa anreisten.
Gestartet wurde pünktlich um 08:00 Uhr morgens, gerade als die Sonne aus dem Meer auftauchte. Die Temperaturen waren schon sehr angenehm mit 20 Grad. Das Rennen wurde auch per Livestream auf Youtube übertragen.
Gleich nach dem Start setzte ich mich voll motiviert an die Spitze des Feldes und zog das Tempo über die erste Kuppe an, so dass bereits jetzt nur noch die Topfahrer vorne vertreten waren. Nach der Einfahrt in die Hauptstadt der Insel „Santa Cruz de La Palma“ ging es direkt in den ersten von drei kategorisierten Bergen. Dieser war 6 Kilometer lang aber hatte angenehme Steigungsprozente (5,7%). Mit Schwung ging ich in diesen Anstieg und attackierte noch einmal das Feld, in der Hoffnung bereits eine Gruppe mit den besten Fahrern herauskristallisieren zu können. Dies gelang zunächst nicht, da niemand mit mir mitzog. Also ließ ich das Feld wieder anrollen. Nach ein paar Minuten attackierte dann das Team von Loroparque aus Teneriffa, die als Favoriten galten. Beim ersten Angriff konnte ich noch folgen. Beim zweiten musste ich dann ziehen lassen, so dass gleich drei Fahrer des Teams sich absetzten.
Ich war ab diesem Moment in der ersten Verfolgergruppe, in prominenter Gesellschaft, mit dem Ersten und Zweiten des Vorjahres. Nach einem nur 5 Kilometer Flachstück ging es dann sofort in den zweiten Anstieg, zum El Pilar, der mit 13,6 Kilometer und im Schnitt 8,2% auf uns wartete. Ich kannte diesen Berg von einigen Trainingsausfahrten und ich wusste, dass er mich stets leiden ließ. Aber noch nie bin ich in diesem Tempo hochgefahren. Oben angekommen war ich nur noch mit dem Ersten und Zweiten aus 2021, auf der Verfolgung der Spitzenreiter. Jetzt folgte eine lange Abfahrt die ich wie meine Westentasche kenne, da wir uns nun auf der Westseite der Insel befanden, wo ich auch immer wohne währrend meines Aufenthalts auf La Palma. Bei dieser Abfahrt schüttelten wir den Sieger des Vorjahres ab. Es ging mit Fullspeed durch El Paso dann Richtung La Laguna, welches vom Vulkanausbruch 2021 fast vollkommen zerstört wurde. Nun folgte eines der Highlights des Rennen. Es ging über die noch heiße Lava auf einer speziellen Straße aus römischen Mörtel, welcher als einzigstes Straßenmaterial die Hitze der Lava standhält. Dieses Stück war 3,5 Kilometer lang und ich würde es als Gravelpart beschreiben. Nach verlassen dieser besonderen "Straße" ging es in einen weiteren sehr steilen 2 Kilometer Anstieg (9% im Schnitt). Oben angekommen wurde es dann endlich einmal etwas welliger, weiter in Richtung Süden der schönen Insel.
Auf diesem Stück konnte ich meinen letzten Begleiter (den 2. Platzierte des Vorjahres und auf der Insel sehr bekannten Carlos Alberto Brito) abschütteln. In Los Canarios wartete meine Verlobte mit Frischen Flaschen und Riegel, die ich aus der Fahrt heraus perfekt von ihr aufnehmen konnte, ehe es in die lange Abfahrt hinunter nach Fuencaliente und schließlich direkt ans Meer ging. Ich sah das Carlos nach der Abfahrt nicht mehr in Sicht war, und drückte die flachen 7 Kilometer bis zum letzten Anstieg des Tages sehr zügig durch.
Der letzte Anstieg des Gran Fondos war 11 Kilometer lang und im Schnitt 6,1% steil. Ich war jetzt ziemlich am Limit. Die Waden krampften schon fast. Ich versuchte trotzdem den Berg im Schwellentempobereich zu meistern. Dies gelang auch halbwegs. Oben angekommen wartete wieder Sabrina mit einer frischen Flasche und rief mir zu das ich den Abstand zu den drei führenden Fahrer sogar schrumpfen ließ. Dies motivierte mich noch einmal, und ich wusste das nach einem welligen Gegenwindstück von noch einmal 6 Kilometern die lange Abfahrt ins Ziel (18 Kilometer) folgte.
Diese letzten Kilometer bergab ging ich mit ziemlich viel Risiko an, was mir aber nicht mehr half die drei Loroparque Fahrer einzuholen. Ich erreichte das Ziel in Los Cancajos nach 04:14:48. Etwa 03:20 Minuten nach den drei Siegern. Carlos Alberto Brito kam 10 Minuten nach mir ins Ziel. Ich ließ folglich das gesammte Podium aus 2021 hinter mir. Sehr zufrieden aber auch erschöpft gab ich noch ein Interview auf Englisch für den Livestream und begrüßte Sabrina, bevor wir anschließend wieder auf die schöne Westseite fuhren, um den Urlaub weiter zu genießen.